Ich saß letztens mit Kommilitonen in der Unimensa. Ich weiß nicht mehr genau, wie wir darauf gekommen sind, aber wir fingen an, darüber zu reden, was wir nach dem Studium eigentlich machen wollen. Einer sagte Master oder der Andere erst einmal eine Pause und ein bisschen Reisen. Andere wollen direkt nach der Uni bei Unternehmen wie Google, Amazon oder anderen FAANG-Unternehmen Karriere machen. Das rief mir ins Bewusstsein, wie unrealistisch manche Erwartungen sind. Ich will nicht darüber herziehen, dass sie Träume haben, denn ich hatte sie auch mal. Aber ich hoffe, dass sie bald checken, dass das nicht alles im Leben ist und vor allem, welcher Weg vor ihnen liegt. Natürlich unterstütze ich sie trotzdem, denn schaffen können sie es trotzdem, egal, ob zu hohe Erwartungen oder nicht. Letztendlich wäre es ja was gutes, wenn sie, trotz des schwierigen Weges, ihren Traum verwirklichen konnten. Und dann kann ich irgendwann meinen Kindern erzählen: "Oh ja, der hat mit mir studiert."
Meine Entwicklung
Vor ungefähr 3 Jahren habe ich mir das Programmieren selbst beigebracht. Damals habe ich von meinem Vater ein "Programmieren für Einsteiger"-Buch geschenkt bekommen. Ohne dieses Buch wäre ich jetzt wahrscheinlich auch nicht da, wo ich jetzt bin. Am Anfang war es natürlich eine Bürde, weil man so viel lernen musste, aber nach und nach hat es immer mehr Spaß gemacht. Hauptsächlich ging es in dem Buch um Basics von Java und JavaScript. Irgendwann habe ich dann angefangen, an eigenen Projekten zu arbeiten. Ein eigenes Portfolio, irgendwann ein Portfolio für eine eigene Web-Entwicklungs-Agentur (aus der natürlich nichts wurde) und andere Ideen, die mir manchmal eingefallen sind. Oftmals war es ein Anfangen und nie Beenden.
Natürlich dachte ich dabei groß. Sehr groß. Vielleicht erinnerst du dich an den Film "Prakti.com", wo es um zwei Erwachsene geht, die den digitalen Wandel als Google-Praktikanten hautnah erleben. Bunte Büros, Rutschen, unendlich kostenloses Essen, krasse Kollegen, die die Welt verändern wollten. Mein damaliges Ich war natürlich fasziniert: "Ja, so ein Leben will ich später auch mal führen. Ich werde Googler!"
Dann kam mein erster Werkstudentenjob. Kleineres Unternehmen, 40 Mitarbeiter oder so, alle kennen sich beim Namen, Tischkicker. Und dann wurde mir klar: Das hier gefällt mir eigentlich viel besser. Ich war nicht Mitarbeiter #47.293 in der IT-Abteilung, sondern Tim, der Werkstudent, der direkt mit dem Teamleiter spricht und dessen Code tatsächlich in Produktion geht (ohne irgendwelche Pull Request Endlosschleifen haha). Keine endlosen Meetings über Meetings, keine nie endende Bürokratie, sondern echte Verantwortung vom echten Tag an. Ist natürlich am Anfang bisschen viel, aber man gewöhnt sich dran. Ich habe viele gesehen, die daran gescheitert sind, aber man muss nur hartnäckig genug sein. Eventuell gibt es dieses Gefühl auch in einem Riesenkonzern wie Google, wenn man in einem der internen Start-ups arbeitet. Für mich spielt aber nicht nur der Name eine Rolle.
Vielleicht ändert sich meine Einstellung irgendwann wieder, wer weiß. Aber momentan bin ich froh, dass ich rechtzeitig gemerkt habe: Der Google-Traum war schön, die Realität ist besser. Zumindest für mich.
Zurück zur Realität
Wir beendeten unser Gespräch, und ich hatte bewusst nicht viel gesagt. Warum auch? Ich wollte ja nicht derjenige sein, der die Träume anderer zerredet. Aber eine Sache beschäftigt mich seitdem, die auch oft aufgekommen ist: Das große Geld verdienen.
Versteh mich nicht falsch. Geld wird mit dem Alter wichtiger. Familie, Haus, Sicherheit. Alles völlig normal. Aber wenn Geld der einzige Antrieb ist, dann kann ich mir nicht vorstellen, dass man je Spaß an seinem Job hat. Klar, vielleicht führt das Geld dazu, dass du Spaß dran findest. Aber die wirklich erfolgreichen Menschen von denen man in den Nachrichten liest? Die wurden nicht reich, weil sie reich werden wollten. Okay, vielleicht wollten sie schon reich werden, aber dafür waren sie wirklich gut in dem, was sie taten. Das Geld kam später. Elon Musk zum Beispiel hat schon immer den Riecher für Unternehmungsgründungen und strategisch kluge Züge. Er wusste genau, was er machen musste, und das hat ihm geholfen, der zu werden, der er heute ist.
Woher kommt diese Geld-Fixierung?
Social Media. Punkt. Ich merke es ja selbst. Ständig diese nervenden Posts über "Mindset", "6-stellige Gehälter vor 25" und "Millionär mit 23". TikTok-Creator verkaufen den Traum vom schnellen Reichtum, LinkedIn ist voller 22-jähriger "CEOs" (wobei ich bei LinkedIn die Hoffnung sowieso aufgegeben habe), und plötzlich wird Erfolg nur noch in Geld gemessen. Wen wundert es? In Deutschland verbringen wir ja im Durchschnitt 1 Stunde und 29 Minuten auf Social Media (Quelle) und diese Zahl wird in den nächsten Jahren noch weiter ansteigen.
Das Problem: Die meisten meiner Kommilitonen oder generell junge Erwachsene konsumieren diese Inhalte, aber tun nichts dafür. Sie sind faul und ruhen sich darauf aus, dass sie "ja studieren" und deshalb automatisch erfolgreich werden. Dass man heutzutage manchmal nach dem Studium gar kein Job findet, ist ja auch nur ein Gerücht. Klar, man kann bestimmt auch einen Job finden, obwohl man über die gesamte Studienlaufzeit gechillt hat. Aber warum sollte sich ein Unternehmen dann für dich entscheiden? Eben. Niemand. Ich würde sagen, sie nehmen eher den Kandidaten, der immerhin schon ein bisschen Ahnung hat.
Ein perfektes Beispiel: Letzte Gruppenarbeit. Sieben Leute, null Kommunikation, alles auf den letzten Drücker. Am Ende machten zwei Personen die komplette Arbeit. Dieselben Leute, die keinen Sinn darin sehen, an einem Uni-Projekt zu arbeiten und dadurch zu lernen, denken wahrscheinlich auch, dass alles in ihren Weg fällt. Aber das wird es nicht.
Klingt hart? Ist es auch. Aber wer sich einredet: "Ja, das hätte ich auch hinbekommen", wird auch nicht bei Google landen. Weil Google will sehen, was du kannst, und nicht nur davon hören.
Meine Einschätzung
Das Problem liegt nicht nur bei den Studierenden. Ich finde, Universitäten und Hochschulen sollten ihre Studierenden auch auf das vorbereiten, was nach ihrem Uni-Life kommt. Oft sind Seminare oder Informationstage (wenn sie denn überhaupt angeboten werden) nicht so hilfreich, wie sie sein sollten.
Klar, wir machen Praktika. Aber ein Praktikum ist nicht die echte Arbeitswelt. Du bist der Praktikant. Bei Konzernen darfst du Kaffee kochen und bekommst die "netten" Aufgaben. Bei kleineren Unternehmen entscheidest du vielleicht mit, welches Framework das Team verwenden soll und kriegst schon mehr Verantwortung. Aber in beiden Fällen bist du nicht der vollwertige Mitarbeiter, der um 23 Uhr noch Deadlines retten muss.
Eine weitere Möglichkeit, die wirklich hilft, ist ein Werkstudentenjob, der auch etwas mit dem eigenen Studium zu tun hat. Das empfehle ich auch jedem. Das Problem dabei ist, dass es manchmal schwer sein kann, überhaupt einen Job zu finden, wenn man noch gar keine Erfahrungen hat. Das ist dann wie ein Teufelskreis. Klar, wenn du aber BAföG bekommst, kannst du nicht gleichzeitig noch 20 Stunden in der Woche arbeiten. Aber versuche zumindest, einen Minijob in dem Bereich zu finden.
Trotzdem bleibt die Wahrheit: Wer erfolgreich sein will, wartet nicht darauf, dass die Uni ihn perfekt vorbereitet.
Wie ändere ich etwas?
Ja, gute Frage. Meine Antwort darauf? Mach doch einfach was.
Nach der Uni hinsetzen und anfangen. Ein Projekt überlegen und umsetzen. Es funktioniert nicht? Egal. Du hast es versucht, und das zählt. Finde den Spaß dran. Macht kein Spaß? Dann probier etwas Neues aus. So schwer ist das nicht.
An die Zocker unter euch: Spiel halt mal eine Stunde weniger und programmier stattdessen ein bisschen. Funktioniert super und fühlt sich tatsächlich auch produktiv an.
Das heißt nicht, dich im Keller zu verbarrikadieren oder dein Sozialleben zu opfern. Es heißt: Die Zeit, die du normalerweise auf TikTok doom-scrollst, für etwas nutzen, was dich weiterbringt statt dein Gehirn zu Matsch zu machen.