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Der Toyota im Nahen Osten

Syrien, Afghanistan oder sonst wo. Krieg ist leider Standard heutzutage. Und egal, welche Bilder man sieht: irgendwo steht garantiert ein Toyota.


"Schon wieder ein Toyota"

Neulich habe ich mit der Serie "Tom Clancy's Jack Ryan" angefangen. Erste Staffel, Naher Osten, Jemen. Und was sehe ich? Genau – ein Pickup. Aber nicht irgendeiner. Natürlich ein Toyota. Zuerst dachte ich: "Klar, Filmklischee". Mercedes sähe halt irgendwie nach Scheich aus, Toyota passt wohl besser zu Wüste und Maschinengewehren.

Aber dann egal, welche Serie, Doku oder News: Überall dieser Toyota Hilux. Teilweise so verbeult, dass selbst der TÜV in Kabul sich fragen würde, wie das Ding noch fährt. 

Seit 60 Jahren bewährt

Toyota gibts nicht erst seit gestern im Nahen Osten. Bereits in den 60ern gelangten Land Cruiser und später Hilux-Modelle in die Region. Erst private Importe, dann durch große Abnehmer wie Hilfsorganisationen und Ölgesellschaften, später jede Menge Händler. Der Fokus der Toyota-Exporte lag zunächst auf Ländern wie Saudi-Arabien, Kuwait oder den Vereinigten Arabischen Emiraten. Aber hat sich wohl rumgesprochen, was der Toyota für ein Tier ist.

Spätestens 1987 wurde der Hilux durch den sogenannten Toyota-Krieg zwischen Libyen und dem Tschad weltberühmt. Die tschadischen Truppen fuhren hunderte Hilux- und Land-Cruiser-Modelle, um sich einen Mobilitätsvorteil gegenüber der libyschen Armee zu verschaffen. Wie das damals genau abgelaufen ist, weiß ich jedoch auch nicht. Die Fahrzeuge wurden übrigens von Frankreich und anderen westlichen Ländern finanziert und geliefert.

Warum ausgerechnet Toyota?

Die Antwort ist eigentlich ganz einfach:

  • Sie halten ewig.
  • Ersatzteile gibt's überall.
  • Jeder Mechaniker kennt die Autos.
  • Und sie lassen sich easy zu „Technicals“ umbauen – sprich: Waffen auf die Ladefläche und fertig ist der DIY-Panzer. 

Andrew Exum, Ex-Offizier der US-Army, hat es mal perfekt gesagt: Der Hilux ist das fahrzeugäquivalent zur "AK-47" (Maschinengewehr). Robust, zuverlässig, jeder (im Nahen Osten) hat einen.

Die Lieferketten des Krieges

Toyota selbst betont immer wieder: "Wir verkaufen nicht an Terroristen." (Klar, wäre auch ein schwieriger Werbeslogan: "Toyota – der Favorit der Milizen.")

Aber die Realität ist komplizierter. Es ist unmöglich, als Autobauer zu kontrollieren, wo die eigenen Autos hinkommen. Sie haben keine Einsicht in Weiterverkäufe oder den Schwarzmarkt. 

Und so tauchen die Autos halt fast in jedem Konflikt auf. Der Weg dorthin ist oft eine Mischung aus legal und illegal:

  • Hilfsorganisationen lassen ihre Fahrzeuge nach Einsätzen im Land.
  • Staaten kaufen ganze Flotten und leiten sie (wie Frankreich) weiter.
  • Gebrauchtwagenhandel + Schwarzmarkt erledigen den Rest.

Ein Auto, das Geschichten schreibt

Unterm Strich ist der Toyota Hilux mehr als ein Pickup. Er ist Werkzeug, Arbeitstier, Statussymbol – und ja, auch ein bisschen Meme. Seit Jahrzehnten fährt er durch Wüsten, durch Kriege und durch Serien.

Und egal, ob Realität oder Fiktion: Wenn die Kamera auf die Straße schwenkt, kannst du sicher sein, dass irgendwo ein Toyota durchs Bild rollt.

Und ich denke mir jedes Mal: "Schon wieder ein Toyota."